Ganzheitliche Entwicklung

Das Konzept der ganzheitlichen Entwicklung begreift den Lernprozess als Zusammenspiel kognitiver und affektiv-emotionaler Aspekte. Ganzheitliches Lernen wird somit als Lernen mit allen Sinnen, sprich mit Verstand, Gemüt und Körper, verstanden.

Je besser die Fähigkeit der Sinneswahrnehmung (Sensomotorik) trainiert ist, desto leichter fällt es dem Individuum, viele verschiedene Informationen aus der Umwelt aufzunehmen und diese zu selektieren.

Sensomotorik

Als Sensomotorik bezeichnet man das Zusammenspiel der Sinneswahrnehmungen (Sensorik) sowie der Bewegungsfähigkeit (Motorik). Die Wahrnehmung eines Reizes durch ein Sinnesorgan und motorisches Verhalten stehen in einem direktem Zusammenhang, das heißt sie bilden eine Einheit, da die Prozesse parallel verlaufen.

Die sensomotorische Entwicklung eines Kindes findet zu einem Großteil bereits in den ersten Lebensjahren statt. Durch Informationsverarbeitung beim Spielen, Entdecken und Bewegen entstehen sensorische, motorische sowie emotionale Aktionen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die sensorische Integration, die die Verarbeitung von Sinnesinformationen im Gehirn beschreibt, wodurch es zu sinnvollen, zielgerichteten Handlungen kommt.

Schwächen der Sensomotorik, so genannte sensomotorische Dysfunktionen, erkennt man am leichtesten im Kindergartenalter bzw. frühen Vorschulalter. Ursachen können unter anderem negative Einflüsse schon während der Schwangerschaft, Sauerstoffmangel während der Geburt oder starke Reizarmut in der frühen Kindheit sein. Es muss jedoch nicht immer ein solcher Auslöser vorhanden sein.

Durch gezielte Förderung der Wahrnehmungs- und Handlungskoordination können Defizite in der sensomotorischen Basis auf spielerischem Wege aufgehoben werden. Die entsprechende, individuell angepasste Förderung sollte in jedem Fall so früh wie möglich beginnen, um Sekundärfolgen zu vermeiden.

Modell der ganzheitlichen Entwicklung

Die Sensomotorik spielt demnach auch beim Lernen eine wichtige Rolle. Im Lernprozess geht es einerseits darum, Informationen, die über unsere Sinne aufgenommen werden, zu sortieren, in Zusammenhänge zu setzen und zu speichern. Andererseits müssen neue Informationen mit den bestehenden stets abgeglichen und gegebenenfalls verändert oder ergänzt werden.

Das Modell der ganzheitlichen Entwicklung sieht demnach ein Zusammenspiel von Sprache, sozialem Verhalten, Denken, Bewegung und Spiel, Gefühlen, Motorik und den fünf Sinnen vor. Alle Fähigkeiten werden beim Lernen beansprucht und gefordert, um auf diesem Weg eine Entwicklung auf verschiedenen Ebenen zu gewährleisten.

In der Phase frühkindlicher Entwicklung (also innerhalb der ersten sechs Lebensjahre) befindet sich das Lernpotential mit Abstand auf seinem Höhepunkt. Mit zunehmendem Alter sinkt die Lerngeschwindigkeit immer weiter ab.