Dysgrammatismus

Dysgrammatismus ist eine Sprachentwicklungsstörung, bei der die grammtische Ebene betroffen ist: Das Kind ist nicht in der Lage, altersgemäße Sätze zu bilden, bei denen die Regeln zur Bildung von Sätzen und der Beugung von Wörtern korrekt angewendet werden. Letztendlich handelt es sich dabei aber nicht nur um ein rein sprachliches Phänomen, sondern um eine Entwicklungsauffälligkeit, von der auch weitere Bereiche betroffen sein können. Aber: Wenn Kinder sprechen lernen, passieren Fehler und es ist völlig normal, dass vereinzelt Abweichungen von grammatikalischen Strukturen auftreten und nicht sofort alle Wort- und Satzkonstruktionen richtig gebildet werden können.

Als mögliche Ursachen für Dygrammatismus gelten: Mehrsprachigkeit, Schwerhörigkeit, Wahrnehmungsschwäche, erblich bedingte Sprachschwäche oder Hirnschädigung.

Merkmale von Dysgrammatismus

Dysgrammatismus zeigt sich vor allem in der Sprachproduktion des Kindes, also im Formulieren von eigenen Sätzen. Charakteristisch sind die Auslassung von Hilfsverben, Bindewörtern und Artikeln sowie falsche Bildung der Mehrzahl. Das Kind bildet nur einfache Sätze und Unsicherheiten über richtige Wortstellung sind bemerkbar.

An einigen Beispielen sollen hier typische Merkmale dargestellt werden:

  • Falsche Stellung des Zeitwortes im Satz: „Ich Apfel esse.“ „Briefträger Post bringt.“ 
  • Zusammengesetzte Verben werden häufig nicht getrennt: „Wir Papa anrufen“
  • Falsche Mehrzahlbezeichnungen: „Draußen spielen Kinders.“ 
  • Falsche Verwendung der Fälle: „Ich gerne in Garten spielen.“
  • Artikel-Fehler: Häufig werden Artikel ganz weg gelassen, in vielen Fällen werden sie abwechselnd oder durchgehend in der falschen Form verwendet „Der Oma kommt.“
  • Zeitwörter werden nicht gebeugt:  „Wir gehe.“ „Du aufhören.“
  • Unvollständige Satzbildung „Teddy Bett.“ statt „Der Teddy ist im Bett.“

Unterschieden werden drei Schweregrade von Dysgrammatismus: Der leichteste Grad zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind hauptsächlich einfache, aber korrekt gebildete Sätze verwendet. Fehler treten bei schwierigen Fallendungen, Personal- und Zeitformen auf. Handelt es sich um den mittleren Grad, so kann das Kind kurze Sätze richtig nachsprechen. In eigenen Sätzen ist die Reihenfolge der Wörter jedoch falsch und Zeitwörter werden meist nur in der Grundform verwendet. Bei einem schweren Grad von Dysgrammatismus verwendet das Kind hauptsächlich Einwortsätze, Mehrwortsätze können nicht nachgesprochen werden. Alle Wörter werden nur in der Grundform verwendet. Um sich verständlich zu machen, verwendet das Kind meist begleitende Gebärden. 

Diagnostik und Behandlung

Nicht die Frage „Welche Fehler macht das Kind?“ sollte im Mittelpunkt stehen, sondern „Welche Strategien wendet das Kind in seiner Sprachproduktion an?“ Verschiedene Instrumente wie z.B. Sprachanalysen oder  Entwicklungstests werden eingesetzt, um die Ursachen zu erforschen, den Schweregrad zu bestimmen und somit Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Generell sollte sich die Behandlung nicht nur auf den Sprachfehler an sich beschränken, sondern einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Dieser beinhaltet unter anderem: Erweiterung der Hör- und Gedächtnisspanne, Konzentrationsübungen, Sprachstimulation, grob- und feinmotorische Gleichgewichtsübungen und Förderung der Selbstständigkeit.