Emotionale Entwicklung

Emotionales Lernen beginnt in den ersten Lebensmomenten und begleitet die gesamte Kindheit, wobei sich die deutlichsten Entwicklungen während der ersten sechs Lebensjahre vollziehen. Der Verlauf der emotionalen Entwicklung wird dabei von unterschiedlichen sozialen Einflüssen (Familie, Schule) aber auch seitens der genetischen Disposition geprägt.

Die wichtigsten Fähigkeitsbereiche, die sich im Rahmen der emotionalen Entwicklung herausbilden, umfassen den Emotionsausdruck mittels Mimik, Gestik und Sprache, das Emotionswissen etwa über Auslöser von Emotionen und das Erkennen von Gefühlen bei anderen sowie die Emotionsregulation und die dazu zählenden Strategien zum Umgang mit Emotionen.

Die einzelnen Stufen der emotionalen Entwicklung hängen jedoch auch mit anderen Entwicklungsbereichen wie kognitiven, sprachlichen oder sozialen Entwicklung zusammen.

Gefühle ausdrücken

Am Anfang steht die Entwicklung des Emotionsausdrucks sowie der Erwerb des Wissens über die Entstehung von Emotionen bei sich und anderen. Schon im ersten Lebensjahr lernt das Kind, Gefühle wie Ärger, Freude, Trauer und Angst auszudrücken. Am Ende des ersten Lebensjahres kann ein Baby auch schon zwischen freundlichen oder verärgerten Reaktionen anderer Personen unterscheiden und darauf erste Reaktionen zeigen.

Außerdem entwickelt das Kind von Anfang an Regulationsstrategien, die es ihm etwa in Stresssituationen ermöglichen, mit Gefühlen umzugehen, wenn es auf sich allein gestellt ist. Dazu zählt unter anderem das Daumen lutschen.

Im zweiten Lebensjahr werden die Emotionen des Kindes langsam differenzierter. Es lernt nicht nur, mit Enttäuschungen umzugehen, sondern entwickelt langsam Gefühle wie Mitleid, Stolz, Scham, Neid oder Schuld und kann seine Gefühle auch auf sprachlicher Ebene ausdrücken. Außerdem lernt das Kleinkind mehr über Emotionen anderer Personen und damit, wie es mit Gefühlen umgehen kann.

Mit Gefühlen umgehen

Je älter das Kind wird, desto mehr wird es sich seiner eignen Handlungen bewusst und desto mehr strebt es nach Selbstständigkeit, der aber immer wieder Grenzen gesetzt sind. Im Alter von zwei bis drei Jahren können damit unter Umständen heftige Gefühlsausbrüche verbunden sein, weil nicht immer alles so funktioniert, wie es sich das Kind vorstellt und weil immer noch sehr stark Gefühle wie Unsicherheit und Sicherheit, Unabhängigkeit und Abhängigkeit wechseln. Erst mit zunehmenden Erfahrungen und Orientierungshilfen aus seinem Umfeld lernt das Kind, mit diesen Gefühlen umzugehen.

Etwa ab dem Vorschulalter lernen Kinder mit zunehmend komplexeren Emotionen wie Stolz, Schuld oder Scham umzugehen. Erkennen Kinder, wann und warum bestimmte Gefühle bei ihnen entstehen, so entwickeln sie auch ein Verständnis für Emotionen anderer Menschen. Die Empathiefähigkeit ist hierfür allerdings eine Voraussetzung und hängt stark mit der Entwicklung prosozialer Verhaltensweisen zusammen, wie es im Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik heißt. Das Kind lernt damit auch soziale Regeln und erfährt, wie innerhalb einer Gesellschaft mit bestimmten Gefühlen umgegangen wird.