Linkshändigkeit

Vor nicht allzu langer Zeit galt Linkshändigkeit lediglich als eine "schlechte Angewohnheit", die  man Kindern in der Schule möglichst schnell abzugewöhnen versuchte. Man bemühte sich, Kinder zum Schreiben und Arbeiten mit der rechten Hand anzuleiten, was jedoch nicht nur motorische, sondern auch psychische Folgen und Lernstörungen nach sich zog.

Über die Gründe von Linkshändigkeit sind sich Forscher nach wie vor uneinig, als wahrscheinlichste Ursache gilt die Lateralisation des Gehirns, die besagt, welche Gehirnhälfte beim Menschen jeweils dominiert.

Wie viele Menschen derzeit tatsächlich Linkshänder sind, kann nur geschätzt werden. Ein Anteil von rund 15 bis 25 Prozent an der Gesamtbevölkerung wird angenommen. Manche Wissenschafter gehen aber auch von einem wesentlich höheren Prozentsatz aus und machen das Auftreten von der jeweiligen „linkshänderfreundlichen“ Umgebung abhängig.

Entwicklung

Ab wann eine Handdominanz erkennbar ist, kann sich von Kind zu Kind unterscheiden. Bei manchen Kindern sieht man die Linkshändigkeit bereits im Alter von zwei Jahren, bei anderen erkennt man die Präferenz für eine Hand erst mit vier Jahren.

Wenn sich ein Kind auf eine Handdominanz festlegt, sollte man nicht versuchen, es auf die andere Hand umzuschulen. Bevor das der Fall ist, sollten Gebrauchsgegenstände immer mittig vor das Kind gelegt werden, um zu beobachten, welche Hand eingesetzt wird.

Steht die Linkshändigkeit fest, sollten Eltern auch darauf eingehen und in der Wohnung, aber auch bei alltäglichen Gebrauchsgegenständen darauf achten, dass nicht nur „Rechtshänder“-Produkte zum Einsatz kommen, empfiehlt Johanna Barbara Sattler, Leiterin der Beratungsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder in München. So werden etwa von Schere, Füllfeder, Dosenöffner, Bleistiftspitzer oder manchen Musikinstrumenten spezielle Versionen für Linkshänder benötigt.

In der Wohnung eigenen sich unter anderem Mischbatterien bei der Badezimmerarmatur, eine mittig angebrachte Spültaste am Toilettenkasten, ein Arbeitsplatz mit Lichteinfall von rechts oder ein PC mit beidseitigem Platz für eine Computermaus für linkshändige Familienmitglieder. Beidseitig verwendbar sollten dagegen Trinkbecher, Taschen an Kleidungsstücken oder Spielzeug sein.

Folgen von Umschulung

Schon in den 1960er Jahren erkannte man, dass die Umschulung von Linkshändern schädliche Folgen haben kann, der Zwang zum Schreiben mit der rechten Hand wurde seitdem verboten.

Die Umschulung der Schreibhand kann verschiedene Störungen nach sich ziehen. Unterschieden wird dabei zwischen Primär- und Sekundärfolgen. Zu ersteren zählen unter anderem feinmotorische Störungen, Sprachstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder legasthenische Probleme. Diese können sich etwa in Stottern, rasche Ermüdung oder Lese- und Schreibschwierigkeiten äußern.

Sekundärfolgen entstehen aufgrund von Primärprozessen. Sie treten unter anderem als Unsicherheit, Minderwertigkeitskomplexe, Nägelkauen oder verschieden stark ausgeprägte Verhaltensstörungen auf.