Phonologische Bewusstheit
Phonologische Bewusstheit beschreibt eine bestimmte Form der Sprachbewusstheit oder besser gesagt, das Verstehen und Begreifen der Lautstruktur der gesprochenen Sprache und ihrer Einzelteile. Sie ist ein Teilbereich der phonologischen Informationsverarbeitung. Durch eine Förderung der phonologischen Bewusstheit können Lese-Rechtschreibproblemen frühzeitig vorgebeugt werden.
Es wird zwischen einer Bedeutung des Begriffs im weiteren und engeren Sinn unterschieden. Ersterer beschreibt das Bewusstsein für größere sprachliche Einheiten wie Wörter, Silben und den Wortklang in Reimen, das ohne bewusste Lernprozesse schon im Kindergartenalter auftritt. Die phonologische Bewusstheit im engeren Sinn umfasst die Fähigkeit, die gesprochene Sprache in kleinste Lautbestandteile zu zerlegen, sie wird in der Schulzeit zusammen mit dem Schreiben lernen entwickelt.
Phonologische Informationsverarbeitung
Zur phonologischen Informationsverarbeitung zählen neben der phonologischen Bewusstheit auch das phonologische Rekodieren beim Zugriff aus das semantische Lexikon sowie das Rekodieren im Arbeitsgedächtnis. Zusammen beschreiben sie die Nutzung von Informationen über die Lautstruktur der gesprochenen und geschriebenen Sprache.
Mit dem phonologischen Rekodieren beim Zugriff auf das semantische Lexikon ist die Umwandlung von Wörtern oder Bildern in die entsprechende Lautsprache gemeint, bei der zugleich die Bedeutung aus dem Langzeitgedächtnis abfragt wird. Beim Rekodieren im Arbeitsgedächtnis geht es dagegen um die Vergegenwärtigung schriftlicher Symbole im Kurzzeitgedächtnis.
Phonologische Bewusstheit und Lernen
Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine hohe phonologische Bewusstheit mit dem leichteren Lesen und Schreiben lernen zusammenhängt. Haben Kinder dagegen schon in der Volksschule Probleme beim Lesen oder Schreiben bzw. haben sie Legasthenie, so zeigen sie verstärkt eine niedrige phonologische Bewusstheit. Kinder, die sich mit dem Lesen und Schreiben beschäftigen, verbessern wiederum zugleich die phonologische Bewusstheit.
Merkmale
Schon im Vorschulalter kann anhand der Merkmale der phonologischen Bewusstheit erkannt werden, ob sich später Erfolg beim Lesen und Schreiben einstellt oder eine frühzeitige Förderung notwendig ist. Probleme, die bei geringer phonologischer Bewusstheit entstehen, treten unter anderem bei der Aussprache schwieriger Wörter auf, der akustischen Wahrnehmung, der Benennung von Bildern, der Unterscheidung ähnlicher Wörter oder durch oftmaliges Versprechen bzw. Verhaspeln auf.
Förderung
Die Förderung der phonologischen Bewusstheit kann etwa mit dem Würzburger Trainingsprogramm erfolgen, das am Psychologischen Institut der Universität Würzburg für den deutschen Sprachraum entwickelt wurde und aus 57 Sprachspielen zu sechs aufeinander aufbauenden Übungseinheiten besteht. Es wird bereits im letzten Kindergartenjahr angewendet.