Gleichgewicht

Der Gleichgewichtssinn (auch vestibulärer Sinn oder Vestibulärapparat genannt), sorgt für die Regulierung des Gleichgewichts und damit für die Orientierung im Raum. Sein Zentrum befindet sich im Gleichgewichtsorgan im Innenohr und Kleinhirn, er ist aber auch eng mit den Augen und anderen Sinnen und Reflexen verbunden.

Schon im zweiten Schwangerschaftsmonat beginnt sich das Gleichgewichtsorgan zu entwickeln. Fertig ausgebildet besteht der Vestibulärapparat aus drei Bogengängen und zwei Maculaorganen. Vereinfacht gesagt, sind diese Bestandteile mit Sinneshaarzellen ausgestattet und mit einer Flüssigkeit gefüllt. Durch Bewegungen des Kopfes und damit der Flüssigkeit, nehmen die feinen Härchen Bewegungsreize auf und leiten die Informationen an die Sinneszellen und an das Gehirn weiter.

Weil die Informationen des Vestibulärapparates aber nicht ausreichen, um die Körperstellung eindeutig zu identifizieren, ist der Mensch auch auf Informationen anderer Körperteile angewiesen. So ist der Vestiubulärapparat auch mit dem Sehnerv, der Muskulatur und Reflexen bzw. Nervenbahnen verbunden.

Aufgaben des Gleichgewichtssinns

Aufgabe des Gleichgewichtssinns ist es, Drehbewegungen von Kopf und Körper zu erfassen und zu verarbeiten. Er dient damit der Orientierung im Raum, der Aufrechterhaltung von Kopf- und Körperhaltung sowie der Wahrnehmung von Steh-, Liege-, (Dreh-)Bewegungs- und Ruhepositionen sowie von Beschleunigung.

Durch die Weiterleitung der Bewegungsreize an das Gehirn, ermöglicht es der Gleichgewichtssinn, die Balance zu halten, zwischen oben, unten, links und rechts unterscheiden und bei „ungleicher“ Haltung, Anpassungen durchführen zu können.

Störungen

Eine Gleichgewichtsstörung kann sich bei Kindern kann dadurch andeuten, dass sie ungern schaukeln, schlecht die Balance halten oder Geschwindigkeiten nicht einschätzen können. Manche Kinder reagieren unterempfindlich, andere überempfindlich auf vestibuläre Reize.

Bei einer Überempfindlichkeit versucht das Kind Bewegungen zu umgehen, die das Gleichgewicht stimulieren könnten. Im gegenteiligen Fall schätzt das Kind Bewegungen falsch ein und kann sich daher leichter verletzten. Je nach Ausprägung muss im Rahmen einer Förderung bzw. eines Trainings auf diese Besonderheiten Rücksicht genommen werden.

Gleichgewichtssinn trainieren

Der natürliche Bewegungsdrang des Kindes schult auch den Gleichgewichtssinn. So wirken unter anderem das Klettern, Schaukeln oder Balancieren, aber auch spezielle Bodengymnastik stimulierend auf das Gleichgewicht.

Kinder können zum Beispiel versuchen, auf einem Bein zu stehen oder zu hüpfen. Für die Balance eigenen sich aber auch klassische Kinderspiele wie Sackhüpfen oder das Gehen auf Stelzen. Das Gleichgewicht wird ebenso beim Trampolin springen oder beim Purzelbaum schlagen sowie beim Geräteturnen, Radfahren, Reiten oder Tanzen stimuliert. Bei einer Überempfindlichkeit des Gleichgewichtssinnes eignet sich das Schaukeln, Klettern oder Balancieren.